Hier folgt der zweite Teil unseres Bikepacking Abenteuers durch die Region Khevsureti in der faszinierenden Bergwelt von Georgien. Mit etwas Wetterpech ist es uns am Ende doch gelungen, über den Chaukhi Pass weiter nach Stepantsminda und dann zurück nach Tbilisi zu kommen. Details findet ihr im folgenden Bericht :-)
Von Shatili führt eine Kiesstrasse weiter zum 2650m hohen Bärenkreuzpass. Dieser verbindet das abgelegene Dorf mit der Aussenwelt. Wie auch in Svanetien setzt die Regierung alles daran, den Fahrweg auszubauen. Momentan ist man aber ohne Allrad noch aufgeschmissen, wie ein paar Georgier mit ihrem heckangetrieben Bus schmerzlich festgestellt haben. Wir helfen den Festgefahrenen ihr Mobil aus dem Matsch zu schieben...
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die Strasse wird mal umgegraben |
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Festgefahren |
Auf dem Pass angelangt sehen wir in weiter Ferne den Gipfel des Chaukhi und das Dörfchen Roshka, unsere nächstes Ziel. Blöd nur, dass Roshka und der Chaukhi auf der gegenüberliegenden Talseite liegen und wir zuerst runter fahren und dann alles wieder hochkurbeln müssen...
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Auf dem Bärenkreuzpass, Puri aus Shatili und Noodle Soup |
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Chaukhi Massiv im Hintergrund |
In Roshka kommt erstmals die Ernüchterung. Das Wetter wechselt von immer blau zu immer grau. Auch unsere Essensvorräte sind langsam aufgebraucht und zu allem Übel wollen uns die beiden Gasthäuser kein Brot, geschweige dann so was wie Pasta (oder wenns sein muss auch Buchweizen...) verkaufen. Am nächsten Morgen können wir zumindest die Reste der Gäste (ein halbes Khatchapuri, etwas Käse und 2 Äpfel) mitnehmen. Durch das Wettertief mit den sich im Sturzflug befindenden Temperaturen und unserem wenigen Proviant ist die Überquerung des Chaukhi Passes (3341 m.ü.M) ziemlich fragwürdig. Glücklicherweise haben wir erstmals seit Langem ein Handynetz und Evi, Joos Mama, schickt uns per SMS die aktuelle Wetterprognose durch. Nach einem Tag „Jass-Wetter“ soll es langsam wieder bergauf gehen.
Durch den Regen und Matsch schieben wir unsere Bikes weiter bis zu den ziemlich unspektakulären Abudelauri Seen. Die Nacht wird kalt und nass, nicht die besten Bedingungen für den kommenden Anstieg...Vor allem wenn sogar auf MapsMe als Trailbezeichnung „slippery when wet“ steht. Wenigstens schneits nicht....
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Richtung Abudelauri Seen |
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die Bäume leuchten neonfarben in der grauen Landschaft |
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Bescheidene Abudelauri Seen |
Am Morgen sieht das Wetter, wie von Evi durchgegeben, etwas besser aus. Sogar der Chaukhi ist sichtbar! Wir legen die Jasskarten zur Seite und trotten mit geschulterten Bikes gemeinsam mit zwei Amerikanern, die uns wie 2 streunende Hunde mit Schokolade füttern, langsam den Trampelpfad/NichtTrail ¨über die steilen Wiesen hoch Richtung Passhöhe. Wir befürchten schon das Schlimmste für die bevorstehende Abfahrt.
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Am Morgen früh ist der Chaukhi noch fast wolkenlos |
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Durch Nebelschwaden Richtung Pass |
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Die Sonne bricht durch |
Vom Winde verweht, aber immer noch trocken, erreichen wir den Chaukhi Pass (3341m.ü.M). Und was uns auf der anderen Seite erwartet, haut uns aus den Socken! Anders als erwartet verläuft hier der Weg wunderschön über den Bergrücken, windet sich in steilen Kurven Richtung Tal und nach einer etwas verblockten Passage wirds zum Schluss nochmals richtig flowig. Einmal mehr ein Traum, sogar der Gipfel blickt aus den Wolken hervor.
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Chaukhi Pass |
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Herrliche Abfahrt über den Rücken |
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Chaukhi von der anderen Seite |
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steile Spitzkehren |
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Flow Part zum Ausfahren |
In Juta angekommen ist es mit der Abgeschiedenheit vorbei. Das Dorf ist bequem von Stepantsminda zu erreichen, dementsprechned viele Touristen tümmeln sich hier. Der Vorteil an der ganzen Sache: Die Guesthouses bieten leckere traditionelle Abendessen an! Nach unserer Buchweizendiät kommt endlich mal wieder etwas Richtiges auf den Tisch.
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Köstliches Abendessen in Juta |
Das Wetter verschlechtert sich zunehmends und das morgendliche Erwachen ist nicht nur kalt, sondern auch sehr nass...Die nur 20 km nach Stepantsminda werden zum Kampf gegen Kälte und Regen. In dem Örtchen an der Heereststrasse, die Georgien und Russland verbindet, quartieren wir uns statt im triefendnassen Zelt in einem trockenen Guesthouse ein. Nur die Warmwasserdusche fehlt leider...
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im Trockenen |
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Gergeti Trinity Kirche |
In Stepantsminda muss man 2 Sachen gesehen haben: 1. Die Gergeti Trinity Church und 2. den mäjestätischen Mt. Kazbeg, den dritthöchsten Berg Georgiens. Die vielen Russen und Chinesen bekommt man gratis dazu...Eigentlich sehen wir das alles vom Guesthouse aus, unternehmen aber trotzdem eine Tagesbiketour Richtung Kazbegi.
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Gergeti Trinity Church und Mt. Kazbeg |
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Der Kazbeg erstrahlt im Morgenlicht |
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Herrlicher Campspot |
Aber an diesem Tag macht uns der eisige Wind einen Strich durch die Rechnung. Unsere Hände sind so kalt, dass wir kaum noch den Lenker halten können. Wir beschliessen umzukehren. Der Trail runter ganz passabel, aber meilenweit von den Traumtrails von Tushetien entfernt. Ja wir wissen, das ist Jammern auf höchstem Niveau... :-) Bei der Gergeti Trinity Church überlässt uns eine Reisegruppe ihr übriggebliebenes Picknick mit Puri, Käse und Fleisch. Nur einen wärmenden Kaffee können sie leider nicht anbieten. Die streunenden Hunde knurren uns böse an, normalerweise bekommen sie die Reste ab...
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Richtung Kazbeg |
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Kazbeg im Nebel versunken, nur der Gletscher ist sichtbar |
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Runter zur Gergeti Trinity Kirche |
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Aussicht über Stepantsminda |
Endlich bessert sich das Wetter, die Temperaturen steigen und wir verlassen das geschäftige Stepantsminda Richtung Truso Tal. Hier gibt es nur ein paar wenige Tagestouristen und eine Handvoll Einheimischer, welche langsam mit ihren Schafherden talwärts ziehen. Auf der Hochebene treffen wir auf Sinterterrassen, sprudelnde Mineralquellen und den bezaubernden Abano See, dessen entweichendes Kohlendioxid ihn in einen kleinen, leider kalten Whirlpool, verwandelt. Ein magischer Ort! Wir fahren gemächlich das Tal nach hinten bis zur verfallenen Festung und geniessen die herrliche Pracht der leuchtenden Herbstfarben und der faszinerenden Natur um uns herum.
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Truso Valley |
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Sinterterrassen |
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überall sprudelt es |
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wunderschöne Farbkontraste |
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die letzten Schafherden |
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ein Blubb aus der Erde |
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Abano Lake |
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unser Camp |
Am Abend stattet uns ein Schafhirte einen Besuch ab. Er versucht auf russisch, georgisch und mit Händen und Füssen uns etwas zu erklären. Wir stehen ein bisschen auf der Leitung und erst als er die Worte Puri, Kwelli und Chai in den Mund nimmt, dämmert es auch bei uns langsam. Wenns ums Essen geht, verstehen sogar wir georgisch: Er will uns zum Abendessen einladen! So enden wir bei Vasif und seiner Frau in der mit einem einfachen Ofen aufgeheizten Hirtenhütte und geniessen eine frisch zubereitete Suppe mit frischem Brot, Käse und Tomaten. Die Gastfreundschaft in Georgien ist einfach unglaublich!
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wir helfen Vasif die Schafherde nach Hause zu bringen |
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in Vasif's warmer Stube |
Aus dem Truso Valley können wir auf einen kurzen Singletrail fahren bevor wir die letzten 150km nach Tbilisi auf der asphaltierten Heerestrasse zurück legen müssen. Nach dem Kreuzpass geht die Panoramastrasse hauptsächlich bergab. Der Verkehr hält sich in Grenzen und nach einem kurzen Stopp mit Übernachtung bei der Festung von Ananuri und in der ehemahligen Hauptstadt Mzcheta mit ihren zahlreichen malerischen Kirchen kommen wir nach 16 Tagen wieder in Tbilisi an. Endlich können wir unsere Kleider waschen und anständig Duschen!
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kurzes Trailvergnügen im Truso Valley |
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Bierstand im Trusovalley :-) |
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auf der Heeresstrasse |
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Kreuzpass |
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Monument an der Heerestrasse |
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Festung Ananuri mit Kirche |
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Mzcheta |
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Aussicht auf Mzcheta mit Flussmündung |
Unser Trailfazit für Khevsureti:
Der Trail von Roshka auf den Chaukhi Pass ist ziemlich mühsam und wie MapsMe beschreibt, ziemlich rutschig wenn er nass ist. Vom Chaukhi Pass runter nach Juta wird man aber für den strengen Aufstieg mehr als belohnt! In Stepantsminda sind die Trails weniger schön und oftmals tief ausgewaschen. Zudem sind hier auch um einiges mehr Wanderer unterwegs.
Unsere Bikepacking Tour durch die einsame Bergwelt von Georgien war bisher unser grösstes Highlight auf der Reise. Wir haben auch festgestellt. dass wir das eine oder andere Ding zu viel dabei haben. Ausser dem Werkzeug und einigen wahrscheinlich für die Reperatur der Gepäckträgers hilfreichen Ersatzteilen, haben wir während den 16 Tagen Bikepacking nichts vermisst.
Die nächste Zeit verbringen wir in der Haupstadt Georgiens und warten auf unseren Ersatzgepäckträger, bevor es (wieder mit unserem gesamten Gepäck) weitergehen kann.
Hier gehts zum ersten Teil unseres Bikpacking Abenteuers:
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