18: Bis ans schwarze Meer

„Lass uns mit dem Fahrrad ans schwarze Meer fahren und herausfinden, was es dort so zum Biken gibt!“ Was mit einer Rummspinnerei begonnen hat ist nun Realität. Wir sind am schwarzen Meer angekommen!

Geschafft!


Aber eins nach dem anderen...Nach unserem Wellness Tag im Mineralbad von Saparewa Banja sind wir Richtung Pirin Gebirge aufgebrochen. Bei den Pyramiden von Stob treffen wir auf ein Kuriosum in der bulgarischen Landschaft, das sehr an den Bryce Canyon in den USA erinnert. Eine willkommene Abwechslung zu dem sonst von extrem viel Wald und nicht allzu schönen Städten geprägten Erscheinungsbild Bulgariens.

Pyramiden von Stob



Als Ausgangspunkt für die Erkundung des Pirin Gebirges wählen wir Bansko. Hier erinnert nur noch das süsse Altstädtchen an das ursprüngliche Leben, welches vor dem Einzug des Tourismus geherrscht haben muss. Wunderschöne alte Häuser aus Stein, kleine Gässchen und traditionelle Restaurants. Doch sobald man die Mauern der Altstadt hinter sich lässt wird das Bild von unzähligen Resorts verschandelt. Und auch hier ist oder wird längst nicht alles fertig gebaut... Wie immer stellen wir unser Zelt lieber ausserhalb des grossen Rummels auf, wo uns die Grillen ein herrliches Gute-Nacht-Lied vorzirpen.

Pirin Gebirge in Sicht

Altstadt von Bansko


Lieblingskcafe in Bansko


Rest von Bansko...

der Mond ist aufgegangen...


Bansko versucht den Biketourismus abzukurbeln.  Im Tourismusbüro händigt man uns stolz eine Trailmap (mit HÖHENLINIEN!) aus. Dass die Trails sich nicht immer dort befinden wo sie eingezeichnet sind,  ist Nebensache ;-). Die Trails sind alle unterhalb der Waldgrenze. Wie wir später feststellen, macht dies auch Sinn... So shredden wir erstmals die eingezeichneten Wege ab, merken aber schnell, dass die unzähligen Wanderwege mehr unserem Geschmack entsprechen. Das beste an der ganzen Sache: Mit der Gondelbahn werden uns einige Höhenmeter erspart.

Trailmap Bansko






auf den Wanderwegen gefällt es uns besser






Oberhalb der Waldgrenze wirds steinig und felsig. Nach unseren Trailerfahrungen im Rilagebirge, beschliessen wir diesesmal vernünftig zu sein und den Weg auf den Wichren, den höchsten Gipfel der Gebirgskette (wie alle anderen auch) zu Fuss anzutreten. Kluge Entscheidung! Bikebar ist es hier höchstens für Danny McAskill, der auf dem Koncheto Ridge bestimmteinen riesen Spass gehabt hätte! Da wir den Menschenmassen zuvorkommen wollten, haben wir unser Zelt in der Nähe der Wichren Hütte aufgestellt (dem einzigen offziellen Freecamping in Bansko). Wir waren nicht die einzigen mit dieser Idee... Es scheint, dass alle Bulgaren Frühaufsteher und verrückt nach Bergen sind, unabhängig ihres Könnes und Kondition. Mittlerweile sind wir fit genug und können auf dem 1000 Höhenmeter Anstieg die anderen Early Birds abhängen. Nur der Nebel holt uns am Gipfel ein und hüllt die schöne Bergwelt in einen weissen Schleier (und nimmt mir glücklicherweise auf dem Koncheto Ridge auch die Sicht nach unten...).

die Leute sind weg, der Nebel kommt

Wicheren Gipfel




"Ja Schatz, da gehts runter..."

Koncheto Ridge

zum Glück seh ich nix

Edelweiss gibts auch hier

ein "zahmes" Gams?!?


The Ridge von unten

Unser Trailfazit für Bansko:

Die Trails auf der Trailmap sind spassig aber eher einfach. Wer technisch mehr herausgefordert werden möchte, sollte die Wanderwege abklappern. Über der Waldgrenze werden die Wege jedoch zu verblockt und Biken macht keinen Spass mehr




Für die Weiterreise ab Bansko kaufen wir Tickets für die Rhodopenbahn, eine Schmalspureisebahn, die an unsere RhB erinnert. Der Bahnwart versichert uns, dass es mit den Bikes kein Problem geben sollte. Ein Velowagen gibt es jedoch keinen und ohne die Hilfe einer netten bulgarischen Dame, wäre der Zug beinahe ohne Joos, der nach dem Einladen noch neben dem Zug hersprintet, abgefahren...Die Fahrt geht dann gemächlich mit unzähligen Kehrtunnels durch die Rhodopen und bringt neben uns auch einige Marktfrauen nach Velingrad. Dort wechseln wir wieder auf die Bikes und fahren weiter Richtung Plovdiv.


Marktfrauen auf dem Weg nach Velingrad

"Bikewagen" der Rhodopenbahn. Einsteigen kann hier niemand mehr....


auf dem Markt in Velingrad



In Plovdiv, der europäischen Kulturhauptstadt 2019 (und sie hat diesen Titel auch wirklich verdient!), erkunden wir gezwungenermassen die Strassen der Altstadt MIT unseren Bikes. Ein strenges Unterfangen, denn sie ist auf 3 (kleine) Hügel verteilt.  Nicht einmal beim Veloladen, wo wir neue Schläuche und ein neues Felgenband einkaufen, können wir die Bikes (angekettet!) stehenlassen. „The Gypsies steal everything!“, meint die Mitarbeiterin des Shops. Irgendwie komisch, bis jetzt haben wir die sogenannten Gypsies immer als sehr aufgeschlossene und freundliche Menschen erlebt, was wir jedoch nicht von allen Bulgaren behaupten können.

durch die Schlucht Richtung Plovdiv

mit dem Bike Plovdiv erkunden...

Plovdiv


Amphietheater

Römisch, türkisch und Nationale Wiedergeburt


wunderschöne Bauten aus der Zeit der nationalen Wiedergeburt



Navigation durch Plovdiv

ein bisschen übertrieben...


Nun trennen uns noch knappe 400 km vom schwarzen Meer. Durch zahllose Sonnenblumenfelder, brach liegende Felder, Tomatenfelder, Lavendelfelder, noch mehr Felder und ein paar Kleinstädte mit den obligaten Plattenbauten geht es ostwärts, alles geradeaus. Just in dem Moment, als uns der Weg zu langweilen beginnt, treffen wir auf Anton. Er bietet uns an, bei ihm in Tamarino auf seiner Farm (benannt nach seiner Tochter Dea)  zu übernachten. So ein Angebot nehmen wir sehr gerne an. Stolz zeigt und erklärt er, wie er durch die Philosphie der Permakultur ein altes Grundstück zu neuer Pracht gebracht hat. Ein kleiner Garten Eden sozusagen: frische Tomaten, Gurken, Pflaumen, Birnen, Melonen, Eier und Honig, alles da für eine reich gedeckte Tafel, an die er uns grosszügig einlädt.. Auch Joos findet Gefallen an diesem „Hippie“ Leben, wie er es nennt :-). Reich beschenkt mit frischen Honig, Propolis und Melonen verlassen wir diesen magischen Ort und ziehen weiter Richtung Meer.

irgendwo auf dem Land

Gypsies am Wasserholen

Tomatenernte

Lavendel, es duftet herrlich

Sonnenblumen, so weit das Auge reicht

geradeaus, geradeaus

Dea's Farm

Teddybär-Sonnenblumen 


Magic Place

so gesund, so lecker

Danke Anton!



Und  da ist es! Das schwarze Meer! 

Die Organisation der Fährtickets von Burgas nach Batumi stellt sich als weitaus weniger kompliziert heraus als gedacht. An den Hafen fahren, Pässe zeigen, Ticket kaufen, fertig...Da unser Schiff erst in einer Woche ablegt, machen wir nun erstmals FERIEN! Wir strampeln von Burgas 60 km Richtung Süden, vorbei ein hoffnungslos überfüllten Stränden. Dies entspricht nicht so ganz unseren Vorstellungen...In der Nähe von Kiten finden wir, was wir suchen. Der kleine Camping Lozenets, der wohl einzige Spot am schwarzen Meer mit nur einer Handvoll Leuten, einem leeren und naturbelassenen Strand und einem Strandcafe mit gutem Sound, ist geradezu perfekt zum Relaxen, ein bisschen Bikes instand bringen und sich (wie irgendwie immer wenn wir uns am Meer sind) vom „Guudler“ zu erholen... :-) Die Räder bleiben für 5 Tage stehen, auch sie haben die Pause verdient. Und per Hitchhiking kommt man ebenfalls von A nach B :-)

Kriegsmaschinerie wird beinahe in jedem Dorf präsentiert...

Herrlicher Sonnenuntergang vor Burgas

Ankunft in Burgas

Tickets kaufen: Check!

am schwarzen Meer


unser Strandcafe

unser (einsamer) Strand



Klippenwanderung

auch am schwarzen Meer ist das Wasser klar

Surfer bei Lozenets


Ausflug per Autostop nach Sozopol

Sozopol


Die letzten beiden Nächte in Bulgarien verbringen wir in Burgas bei unserem Warm Shower Host Evgeni. Leider ist er nur kurz in der Stadt und fährt noch am gleichen Abend mit seiner Frau in das Ferienhaus auf dem Land. Trotzdem dürfen wir uns in seinem "Atelier" einquartieren und selbstverständlich die Dusche benutzen :-)

Burgas


Liliput Kiosk

Evgeni's Atelier

Nun sind wir bereit für die Überquerung des schwarzen Meeres. Unser nächster Post kommt aus Georgien.


Hier gehts direkt zum vorhergegangenen Post:
Wälder, Berge, Seen und dumme Ideen: Trailspotting in Bulgarien

Kommentare

  1. Yeah! Glückwunsch zum erreichen eures Zieles...aber ihr hoffentlich
    ...der weg ist das Ziel. Dicken gruss aus dem Wald

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