Nach Prilep strampeln wir zum Pamuk Kale, einem nach unserer Info stillgelegtem Marmorbruch. Die Arbeiter sind hier unerwartet auf Grundwasser gestossen. Als Resultat finden wir einen riesigen Marmorswimmingpool, der leider (entgegen unseren Informationen) nicht zum Schwimmen geeignet ist. Die Arbeiten im Bruch sind noch in vollem Gange… Der Marmorabbau ist in diesem Teil von Mazedonien Haupterwerbszweig. „You know the White House in USA? The Stones are from here!“, versucht uns ein stolzer Mann aus Prilep weiszumachen. Wir bezweifeln es…
 |
Marmorbruch |
 |
Marmorswimmingpool, nur leider nicht zum Baden |
Zurück im Tal warten dafür als Erfrischung prallgefüllte Pfirsichbäume auf uns. Wir können von unserem Campspot die erntefrischen, überaus leckeren Früchte direkt in unseren Mund stecken. Kein Vergleich zu dem was man so zu Hause im Supermarkt kaufen kann! Wir setzen uns für die nächsten Tage auf Pfirsichdiät :-) Aber auch sonst scheint hier alles zu gedeihen. Trauben, Pflaumen, Äpfel, Beeren... Die Natur wird zu unserem Supermarket :-)
 |
"Leckerer" Schlafplatz |
 |
Frisch vom Baum |
 |
überall werden leckere Früchte angeboten |
 |
Weinberge vor Veles |
Den Stopp in Skopje, Mazedoniens Hauptstadt, haben wir einem kleinen Jungen, den wir in Ohrid getroffen haben, zu verdanken. Als er unsere Bikes gesehen hat, meint er enthusiastisch:“ You go Skopje. A lot of Trails!“. Die Jungs in Bitola haben seine Aussage bestätigt. ALSO NICHTS WIE HIN!
Was uns in Skopje erwartet, haut uns dann fast aus den Socken! Wir haben gehört, dass hier alles ein bisschen zu übertrieben ist; zu viele neue pompöse oder supermoderne Gebäude, zu viele Statuen, zu viele Springbrunnen und Piratenschiffe auf dem Fluss…Aber das es wirklich so krass ist, hätten wir nicht gedacht. Fast glauben wir, uns in einem riesigen Freizeitpark zu befinden und wir fragen uns, woher das Geld für solch verschwenderische Bauten wohl kommen mag?!? Dass Mutter Theresa ursprünglich aus Skopje stammt gerät bei dem ganzen Prunk fast ein bisschen in Vergessenheit.
 |
Glanz und Gloria |
 |
einer von vielen Brunnen |
 |
Mutter Theresa Memorial House |
 |
oder sind wir doch in London?! |
 |
man beachte (auch) das Piratenschiff im Hintergrund... |
Zum Glück blieb das türkische Viertel auf der anderen Seite der alten ottomanischen Brücke von diesen Neuerungen weitgehend verschont…Hier gibt’s weiterhin traditionell Caj, Türkischen Kaffee und Kebab, wie uns unser supernette Gastvater Goran erklärt. Er hat uns zudem die Highlights von Skopje auf einem auf Maps Me übertragbaren File zusammengestellt und hilft uns, wo er nur kann (Kompressor zum Pumpen unserer Reifen inklusive!) Wir fühlen uns in seinem Appartement "Universe" mit dem süssen Garten superwohl!
 |
ottomanische Brücke |
 |
Old Bazaar |
 |
Aussicht von der Festung auf Skopje |
 |
Sonnenuntergang bei der Festung |
 |
...es blitzt... |
 |
Gorans Garten |
 |
Mit Gastgeber Goran |
Ein weiterer Grund Skopje als Freizeitpark zu sehen ist der Hausberg Vodno, der bequem mit der Gondelbahn Millenium Cross (benannt nach dem „bescheidenen“ Kreuz, das dort oben thront) erreicht werden kann. Für knapp 1 Franken wird man inklusive Bike und anständigem Bikeaufhängesystem auf den Gipfel befördert, wo jede Menge Trails (und Selim mit kaltem Wasser und Snacks, er ist ein bisschen in mich verliebt :-) ) warten. Glücklicherweise treffen wir hier auch auf Saso, leidenschaftlicher Biker und Musiker, welcher uns durch das Wirrwarr an Wanderwegen guidet. Ein Tag reicht hier nicht um alle Trails und Trailkombinationen einmal zu fahren, geschweige denn die unzähligen Varianten die von der Talstation noch runter nach Skopje führen würden. Als wunderbaren Abschluss unsere Biketage gibt’s am Freitagabend in einer Bar mit lokalem Craftbier ein Konzert von unserem Guide Saso!
 |
Millenium Cross |
 |
Gondelbahn Millenium Cross |
 |
Selim an der Arbeit (man beachte die TOP Aufhängevorrichtung für die Bikes!) |
 |
Tree Runs |
 |
Ein Bier in einem Kafana gehört zu jedem Biketag dazu |
 |
Saso's zweite Leidenschaft: MUSIK |
Ebenso lohnenswert wie die Trails beim Vodno, ist ein Besuch des nahegelegenen Matka Canyon. Nicht nur des Canyons wegen, auch der Weg dorthin ist für Biker sehr interessant! Vom Vodno Gipfel kann man über Wanderwege bis in die Schlucht fahren. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten und ohne Saso tun wir uns schwer, die richtige Trailkombination zu finden…
 |
über dem Matka Canyon |
 |
unten angekommen |
 |
irgendwie hält die Brücke noch |
 |
auf mehrfaches Bitten können wir im Car Wash unsere Bikes säubern |
Nach einem kurzen Abstecher zu den Stone Dolls, einer gemäss Sage durch einen Fluch zu Stein erstarrten Hochzeitsgesellschaft (Eifersuchtsdrama und Flüche gibt’s bekanntlich seit Menschengedenken) brechen wir Richtung Bulgarien auf. Mazedonien hat uns sehr erstaunt. In keinem Land zuvor wurden wir so oft beschenkt oder eingeladen. So ist es auch nicht erstaunlich, dass wir bei unserem letzten Stopp in einem Kafana im Nirgendwo von Mazedonien noch eine Runde Rakia und frische Pflaumen spendiert bekamen.
 |
Stone Dolls |
 |
Tschüss Land der Sonne |
 |
Tschüss Schildkrötenland |
Bulgarien kann uns vorerst nicht begeistern. Mit all den wunderschönen Erinnerungen an Mazedonien im Gepäck finden wir uns in dem geschäftigen Treiben der Bulgaren nicht so ganz zurecht. Auf dem Weg nach Sofia passieren wir verschiedene Städte mit ziemlich hässlichen Plattenbauten und Industriezonen. Irgendwie so gar nicht zum Wohlfühlen…Einziger Lichtblick ist unser Campspot an einem kleinen See mit schönem Sonnenunter- und aufgang.
 |
wenigstens ein schöner Schlafspot in Bulgarien |
Sofia erwartet uns mit Verkehrschaos und Starkregen. Innert Sekunden verwandeln sich die Strassen in Bäche, als ein Sommergewitter direkt über uns wegzieht. Das Hostel: kein Vergleich zu unserem süssen Appartement bei Goran!!! Gemeinschaftsküche ohne fliessend Wasser, die Rezeption nur bei Lust und Laune besetzt, kein Aufenthaltsbereich, nach der Dusche steht das ganze Bad unter Wasser und das Schlimmste: ein dicker Russe der mitten in der Nacht sturzbetrunken im Dorm auftaucht und es dann tatsächlich schafft, mehrmals aus dem Bett zu fallen…Schnarchkonzert inklusive...
 |
Noch sind wir vor dem Sommergewitter in Sofia |
 |
Bikewerkstatt im Hostel, hier gibts (auch für uns) keine Regeln |
 |
Einziger Pluspunkt des Hostels: Abendessen auf dem Balkon in der Altstadt |
Mit nur 2 Stunden Schlaf machen wir uns so auf den Weg auf den schwarzen Gipfel (2290m) im Vitosha Gebirge. Das Ausflugsziel wäre bequem mit einer Gondel zu erreichen, wenn jetzt Wochenende wäre…So müssen wir 1700 Höhenmeter in hochsommerlichen Temperaturen hochpedalieren. Völlig erschöpft erreichen wir den Gipfel. Die Abfahrt war die Anstrengung jedoch wert, auch wenn am Ende die Kräfte schon sehr knapp werden und Stürze daraus resultierten.
 |
Das Ziel ist in Sicht |
 |
Hartverdientes Mittagessen |
Eine Erholpause muss dringend her! Darum verbringen wir die restliche Zeit in Sofia mit NICHT-VIEL-TUN (wer Joos kennt, weiss, dass NICHTSTUN bei ihm nicht geht). Was wäre da geeigneter als eine FREE EATING TOUR?! Balkan Bites nennt sich das Ganze und wir kommen in den Genuss von (gratis) bulgarischen Köstlichkeiten serviert in ein paar ausgewählten Restaurants abseits des touristischen Vitosha Boulevardes. Zudem gibt es in Sofia, wenn man lange genug sucht, auch ein paar süsse Cafes mit leckeren Süssigkeiten…
 |
genau! |
 |
Fancy Restaurants |
 |
Balkan Bites (Free Eating) Tour |
 |
Strassen von Sofia |
 |
Sofias bekannteste Kirche: Alexander Newski Kathedrale |
 |
Die heilige Sofia |
 |
Kiosk in Sofia |
 |
Heiligenbilder werden überall verkauft |
 |
Überbleibsel aus der Vergangenheit: Römische Ruine und Moschee aus der türkischen Zeit |
 |
Mein Lieblingsplatz in Sofia: FOX, das Buchladen-Café |
Trailfazit:
Skopje war der Hammer! Vor allem wegen der supergünstigen Gondelbahn. Wir haben es nicht annähernd geschafft alle Trails zu fahren und einige muss man einfach zweimal fahren, weil sie so spassig sind! Zudem ist eine Tour in den Matka Canyon ein tolles Abenteuer und gemäss Saso sind auf der gegenüberliegenden Seite nochmals verschiedene Touren möglich.
Danke nochmals an Saso, der uns so toll geguidet hat!
In
Sofia war es ohne die von uns erhoffte Gondelbahn ein bisschen schweisstreibender. Vom schwarzen Gipfel gibt es aber auch wieder verschiedene Möglichkeiten und 1700 Höhenmeter Abfahrt sind nicht zu verachten. Wir befürchten jedoch, dass am Wochendene (wenn die Bahn läuft) die Wanderwege auch von zahlreichen Wanderer genutzt werden und somit der Fahrspass ein wenig eingedämmt werden könnte.
Mit aufgeladenen Batterien fahren wir nun weiter ins Rila-Gebirge und hoffen, dass wir uns dort besser mit Bulgarien anfreunden können.
Hier gehts direkt zum vorhergegangenen Beitrag:
Thankful in Macedonia: Trailspotting in Mazedonien
Kommentare
Kommentar veröffentlichen